Für viele glückliche Gesichter gesorgt Erstes Repair-Café Mutschellen war ein voller Erfolg

News von Asyltreff MUTSCH

Freiwillige Reparaturprofis und
Asylsuchende kämpfen gemeinsam
gegen die Wegwerfmentalität,
so das Credo des Repair-
Cafés auf dem Mutschellen. Bei
der ersten Durchführung in der
Jupa in Widen ist dies gelungen.
Gut 100 Personen haben das
neue Angebot der reformierten
Kirche besucht.
Sabrina Salm
«Das ist ihre letzte Chance», meint die
Besucherin des Repair-Cafés schmunzelnd
und zeigt auf ihre Nähmaschine.
«Ich habe mir lange überlegt, in ein
anderes Repair-Café in der Region zu
gehen. Aber mit dem öffentlichen Verkehr
mit einer schweren Nähmaschine
zu reisen, war mir dann doch zu umständlich.
» Als die Berikerin nun das
Plakat des neuen Angebots der reformierten
Kirche Bremgarten-Mutschellen
in der Jupa Widen sah, war sie sofort
begeistert. Ihre Nähmaschine wird
nun von einem der ehrenamtlichen
Fachmänner unter die Lupe genommen.
Bisher hat der Profi die Ursache
nicht gefunden. «Ich bin erstaunt, wie
viel Engagement er an den Tag legt. Er
gibt nicht auf», meint sie beeindruckt.
Für diesen Einsatz holt sie ihm ein
Stück Kuchen.
42 Reparaturen vorgenommen
Nicht alle Probleme bei den defekten
Gegenständen brauchen viel Zeit. Die
meisten sind im Handumdrehen behoben.
«Es war nur etwas Banales»,
meint eine andere Besucherin strahlend,
als sie ihren Mixer wieder einpackt.
«Zum Glück bin ich hierhin gekommen.
Sonst hätte ich ihn wohl
weggeworfen und einen neuen gekauft
», gibt sie zu. Dank dem Repair-
Café und den vielen freiwilligen Helferinnen
und Helfern konnte dies
verhindert werden. Es zeigt eindrücklich:
Nicht alles, was defekt ist, muss
direkt weggeworfen werden. So wie
der Besitzerin des frisch reparierten
Mixers ging es etlichen Personen, die
das Repair-Café Mutschellen aufsuchten.
Gleich bei der Premiere konnte sich
die Bilanz sehen lassen: 42 Gegenstände
wurden repariert, 36 Sachen konnten
instand gestellt und von ihren
glücklichen Besitzern zum weiteren
Gebrauch mit nach Hause genommen
werden. «Insgesamt waren etwa 100
Personen beim Anlass dabei. Ein
wahnsinniger Start, würde ich sagen»,
freut sich Saravana Voellmy, Praktikant
im Asyltreff Mutsch und Mitinitiant
des hiesigen Repair-Cafés. Die Bewältigung
des grossen Andrangs war
wohl die einzige Startschwierigkeit.
Auch Margrit Güntert vom Organisationsteam
ist überwältigt. «Wir wurden
förmlich überrannt. Leider mussten
wir einige vertrösten und sie
darauf hinweisen, sie sollen doch das
nächste Mal kommen.» Güntert wollte
bereits vor zehn Jahren ein Repair-
Café mit der Frauengemeinschaft
Rudolfstetten-Friedlisberg initiieren.
Damals fehlten dem Verein jedoch die
Ressourcen. Für sie war sofort klar,
dass sie sich beteiligen würde, als die
reformierte Kirchgemeinde nun ein
solches Projekt in die Hand nahm.
«Für mich ist ein Traum in Erfüllung
gegangen», sagt Margrit Güntert mit
einem Lächeln.
Starker sozialer Faktor
Die Reparatur-Werkstatt soll nicht nur
einen schonenden Umgang mit Ressourcen
lehren und ein Zeichen gegen
die Wegwerfmentalität setzen, sondern
auch Integration fördern. An den Flickstationen
sind jeweils auch Asylsuchende
tätig, die ihre Fähigkeiten beweisen.
«Die Treffen haben einen
starken sozialen Faktor. Es begegnen
sich Personen, die normalerweise niemals
aufeinandertreffen würden.» Damit
wachsen Möglichkeiten, ins Gespräch
zu kommen, mehr Toleranz für
das Gegenüber entstehen zu lassen
oder die eigenen Vorurteile zu durchbrechen,
so Voellmy.
Das ist bei der ersten Durchführung
definitiv gelungen. Saravana Voellmy
ist mehr als zufrieden mit dem Start
des Repair Cafés Mutschellen. «Ein
grosses Dankeschön an alle, die mitgeholfen
haben, und natürlich an die
Gäste, die den Abend so besonders gemacht
haben.» Die reformierte Kirchgemeinde
freut sich über den Erfolg
der Veranstaltung und möchte weiterhin
etwas gegen die wachsenden Abfallberge
unternehmen. Das Projekt
wird vorerst bis zum Sommer jeden
ersten Donnerstag im Monat weitergeführt.
Daher findet das nächste Repair-
Café am 6. Februar im Jugendpavillon
(Jupa) von 16 bis 20 Uhr statt.